Junkies on Holiday
Anfang des Jahres überlegten Olli und ich, wann es sich lohnen könnte, gezielt eine Woche oder länger den Großbarschen nachzustellen.
Anfang Juni schien da eine gute Wahl zu sein, da in vielen Jahren zu dieser Zeit eine erste längere warme Periode die Großgewässer wie den Edersee so richtig erwärmt. Das bringt die großen Stachelritter dann so richtig in Fahrt. Aber auch die Hechte sollten um diese Zeit in Beißlaune sein und nicht zuletzt die gerade beendete Zanderschonzeit versprachen tolle Fänge.
So nahmen wir uns eine, bzw. anderthalb Wochen "Räuber-Urlaub".
Doch erwies sich der Zeitpunkt in diesem Jahr als zwei bis drei Wochen zu spät, denn genau in diese Zeit fiel bereits die erste Warmperiode mit den entsprechenden Dickbarsch- und Hechtfängen. Nun aber erlebten Olli und ich während unseres Urlaubes eine regelrechte Hitzeperiode. Das Wetter hätte selbst während eines Trips auf Blue Marlin auf den Kapverden nicht besser sein können.
Die negativen Seiten dieses Wetters aus anglerischer Sicht liegen natürlich auf der Hand. Bis fast 25 Grad Oberflächentemperatur und Millionen von Brutfischen, sowie die ersten Tage noch Sichttiefen von über fünf Metern machten die Raubfischjagd zu einer Herausforderung.
Gerade die Barsche konnten einen beim Spinnfischen schier zur Verzweiflung bringen. Wir erlebten es des Öfteren das ein Rudel starker Barsche den Köder bis knapp vors Boot verfolgte um dann genüsslich abzudrehen...
Doch gleich am ersten Tag konnte Olli einen weiteren Dickbarschfang verbuchen. Beim gemeinsamen Spinnfischen in der Nähe der Liebesinseln konnte er einen Traumbarsch von 46 cm, sowie drei weitere tolle Barsche die an der 40 cm Marke kratzten, überlisten!
Was ich auch probierte, bei Barschen der Normalgröße war bei mir Schluß, doch Olli zog immer wieder die dicken Kaliber an Land.
Barschtechnisch gesehen war dies was die Größe der gefangenen Barsche angeht auch gleich der beste Tag unseres Trips.
Die nächsten Tage versuchte Olli die Barsche dann meist beim Spinnfischen zu überlisten, während ich mich mehr dem Schleppfischen auf Hecht und Barsch widmete.
Hechte bis 75 cm konnten beim Schleppen des öfteren den Wobblern nicht widerstehen.
Ein 85er Hecht stieg dann aber nicht beim Schleppen ein, sondern Olli hakte Meister Esox beim Angeln mit dem feinen Barschtackle, was bei diesen Wassertemperaturen natürlich Drillspaß pur bedeutet. Immer wieder ziehen Hechte dieser Größe dann etliche Meter Schnur von der Rolle, doch letztendlich hatte der Hecht gegen Olli und seine Drillkünste an der Ashura dann keine Chance!
Doch einen Tag später hatte auch ich das Vergnügen einen Hecht der 80er Klasse während einer Schlepppause beim Vertikalangen zu haken.
Die Zander zeigten sich erstaunlicherweise insgesamt sehr zurückhaltend.
Mitte der Woche starteten wir dann eine gemeinsame Schlepptour auf Barsch, die uns bis nach Harbshausen und zurück führte. Wir angelten mit fast identischen kleinen Wobblern, doch wir blieben unseren Lieblingsfischen treu. Während Olli als Basshunter einen Barsch nach dem anderen aus dem Wasser kitzelte, konnte ich ein paar mittlere Hechte überlisten, die am feinen Tackle im Freiwasser wieder tolle Drills lieferten!
Kurz vor der Aseler Brücke konnte ich Basshunter Olli dann aber ein "Schnippchen schlagen". ;-)
Mitte See bakam ich einen Biss auf den flachlaufenden Wobbler und dieser entpuppte sich dann nicht als Hecht sondern als Barsch, der mit 39 cm die 40 er Marke nur knapp verfehlte.Dieser Fisch beflügelte uns dann zusätzlich, zumal laut Echolot Fisch an Fisch stand. Doch die Bisse wurden spärlicher und erst auf der Rücktour konnten wir wieder regelmäßiger Barsche verzeichnen, größere Stachelritter waren jedoch nicht mehr zu erwischen.
Auch die nächsten Tage schleppten wir immer wieder alle Regionen vom Flachwasser bis zum Freiwasser ab, doch die dicken Barschmamas und Hechtomas waren anscheinend vollgefressen wie einst Max und Moritz... =))
Diese Vermutung liegt Nahe, da auch den Halbstarken die Brutfische noch im Schlund steckten.
So neigte sich dann die erste Woche leider leider viel zu schnell dem Ende zu und ich musste allein mein Glück strapazieren, auch wenn Olli zumindest Abends noch mal auf ein zwei Stündchen vorbeischaute und ein paar Barsche überlistete... :-)
Während ich Montag und Dienstag bei weiter gestiegenen Wassertemperaturen immerhin sechs Hechte bis 75 cm überlisten konnte, allesamt beim Schleppen, kam die Überraschung des Urlaubs dann in den letzten Stunden. Den letzten Tag wollte ich noch einmal ausgiebig Meister Esox jagen, doch dieser wollte nicht mehr so wie an den Tagen zuvor.
Daher beschloss ich gegen Abend noch ein paar Barsche zu schleppen. Doch auch diese waren alles andere als in Beißlaune...
Als die Dämmerung bereits einsetzte dann "Biss"! Ich vermutete einen besseren Barsch, doch zeigte der Fisch ein äußerst merkwürdiges Drillverhalten. Vielleicht doch ein kleiner Hecht?! Hmmm, ich sehe den Fisch, doch dieser ist eher hochrückig. Vielleicht doch ein Barsch?!
Nein, zum Vorschein kommt ein Fisch den viele viele Raubfischangler am Edersee wohl nie erwischen (zumindest nicht beim Raubfischangeln).......
.....Ein halbstarker Brassen!! Den kleinen Wobbler hatte dieser voll genommen... Unglaublich!
Kurze Zeit später steigt auf genau denselben Wobbler an fast gleicher Stelle vor den Büschen dann doch noch ein wirklicher Räuber ein. Der einzige Zander unseres Trips nahm den kleinen Wobbler genauso gierig wie zuvor der Brassen...! Sachen gibts.... ;-D
Alles in allem hatten wir tolle Tage, auch wenn die Bedingungen äußerst schwierig waren.
Gerade die gemeinsamen Schleppturen, bei denen wir mit beiden Booten parallel nebeneinander rudernd einen Fischschwarm imitierten ;-), bescherten uns tolle Erlebnisse und auch die vielen dabei erbeuteten normalen Barsche bereiteten eine Menge Spaß...